Energiewende in Gebäuden – 5 Hausaufgaben für die neue Regierung

Hochhaus Wohnblock von unten vor blauem Himmel

Energiewende in Gebäuden – 5 Hausaufgaben für die neue Regierung

Die politisch Verantwortlichen bremsen die Energiewende in Gebäuden seit Jahren aus. Ambitioniertere Klimaziele sind nicht die Lösung. Stattdessen müssen Fallstricke in Gesetzen sowie die Defizite bei Behörden und Netzbetreibern endlich behoben werden. Dann kann der Gebäudesektor schnell zum Taktgeber beim Klimaschutz werden.

Die Energiewende im Gebäudesektor bietet enorme Potenziale zur CO2-Reduktion

Es ist heute bereits glasklar, wie man die CO2-Emissionen im Gebäudebetrieb nahe null bringen kann. Im Unterschied zum allseits beschworenen Wasserstoff — der als Energiemedium noch für längere Zeit knapp und teuer sein wird — sind für Wärme und Strom in Gebäuden nachhaltige und gleichzeitig wirtschaftliche Energietechnologien schon heute verfügbar. Somit könnte das gewaltige CO2-Potential im Gebäudebestand schneller ausgeschöpft werden als beispielsweise die Potenziale in der Industrie,

Das Zauberwort heißt “Elektrifizierung”. Es gilt, von Öl- und Gasheizungen umzustellen auf elektrisch betriebene Heizungen, die dann durch Photovoltaikanlagen auf dem Dach und Ökostrom aus dem Netz emissionsfrei mit Energie gespeist werden. Die Hauptrolle kommt dabei der Wärmepumpe zu, welche in der Lage ist, je Kilowattstunde Strom unter Zuhilfenahme der Umgebungswärme drei bis vier Kilowattstunden Wärmeenergie bereitzustellen. Wärmepumpen sind also äußerst effizient und technologisch etabliert. Mit fortschreitender Produktreife und wachsender Erfahrung in der Gebäudetechnik-Branche setzt sich zunehmend die Einsicht durch, dass sie auch in bestehenden Gebäuden mit veralteter Heizinfrastruktur gut eingesetzt werden können. Neben der Wärmepumpe sind zudem Infrarot-Paneele und elektrische Heizkörper immer ernster zu nehmende Optionen.

Für ein klimaneutrales Deutschland in 2045 ist die Deadline für neu installierte Gasheizungen bereits 2025

Viele Immobilienunternehmen fühlen sich von der Geschwindigkeit überrumpelt mit der die Anforderungen an Gebäudestandards steigen, insbesondere im Kontext der EU Vorgaben und der Taxonomie. Das ist verständlich, insbesondere angesichts der hohen regulatorischen Unsicherheit

5 konkrete Aufgaben für die kommende Legislaturperiode

(1) Die Grundlage schaffen: Eine technologieoffene, vollständige und CO2-basierte Energiebilanzierung für alle Gebäude im GEG

Im Gebäudeenergiegesetz (GEG) werden unzureichende und teils sogar irreführende Investitionsanreize gesetzt.

(2) Digitale Infrastruktur: Der Smart Meter Rollout muss radikal dereguliert werden

Die Nicht-Umsetzung des 2016 eingeführten Gesetzes zur Digitalisierung der Energiewende kann nur als Blamage für den Standort Deutschland eingeordnet werden. Fünf Jahre nach Einführung des Gesetzes hat der überfällige Rollout digitaler Stromzähler immer noch nicht wirklich begonnen. Stattdessen hat das Oberverwaltungsgericht Münster den Rollout erst einmal gerichtlich auf Eis gelegt — aus guten Gründen.

(3) Rollout skalieren: Bundesweite Netzbetreiber-Plattform für dezentrale Energieanlagen

Der wohl größte Flaschenhals der dezentralen Energiewende in Deutschland ist die “Türsteherfunktion” der rund 1.000 deutschen Verteilnetzbetreiber, die in den meisten Kommunen Teil des lokalen Stadtwerks sind. Ob Photovoltaik, Smart Meter, Batteriespeicher, Ladesäulen: Neue Energieanlagen müssen beim örtlichen Verteilnetzbetreiber angemeldet und jährlich bilanziert werden.

(4) Marktverzerrung korrigieren: Marktbasierter CO2-Preis und ein von Umlagen bereinigter Strompreis

Eine weitere Hürde bei der Transition von Öl- und Gasheizungen hin zu elektrifizierten Gebäuden ist, dass der Markt für Energie in Deutschland durch eine verzerrte Preislogik eine rationale Weiterentwicklung von Nachfrage und Angebot verhindert. Dies gilt im übrigen für den Energiemarkt insgesamt, nicht allein für die Energieversorgung von Gebäuden.

(5) Verursacherprinzip verankern: Der CO2-Preis darf nicht umlagefähig sein

Zuletzt ein Thema, welches in der öffentlichen Klimadebatte im Wahlkampf erstaunlicherweise untergeht, obwohl es eine heikle soziale Komponente hat. Und zwar geht es um die Umlegbarkeit des CO2-Preises.